Dunkelbunt von Paul von der SdS Hamburg

„Dunkelbunt“

Luigi, ein kleiner, knallig roter Regenwurm, vom trommelnden Regen aus seinem Gang an die Erdoberfläche gelockt, räkelte sich wohlig im feuchten grünen Gras, im Schatten einer großen, gelb leuchtenden, zur vollen Schönheit erblühten Blume, die von aufgeregt umherflatternden Schmetterlingen in schillernden Farben, umworben wurde.
Die Blume reckte stolz ihr Köpfchen zur goldenen Sonne, die vom dunkelblauen Himmel, wohlwollend herab auf das bunte Treiben unter sich blickte. Für Luigi spendete sie einen milden extra Strahl ihres warmen Lächelns, denn sie wusste, dass der quirlige kleine Wurm von Geburt an taub und blind war.

Luigi fühlte die wärmende Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde und seine fünf Herzen schwirrten freudig in seinem schmächtigen Körper herum, so wie die Schmetterlinge es über ihm taten, deren zarte Flügelschläge ihm auf wundersame Weise Wind zufächelten.
Nicht etwa, um ihm der Wärme zu berauben, sondern eher darauf bedacht, sein Mütchen zu kühlen, das bei all seiner Lebensfreude schon mal mit ihm durchging.
Luigis Welt mochte dunkel sein und still, aber ganz bestimmt nicht langweilig und farblos. Das konnte ihm trotz seiner Behinderung niemand vorgaukeln. Er war nicht einfach nur ein Regenwurm. Er war Luigi, der Regenwurm. Und als solcher wusste er um die ausgelassene, fantastische Welt um ihn herum.

Solange der Regen nicht eines Tages vergaß, ihn mit seinen Tropfen zu locken und die Sonne nicht müde wurde, ihn mit ihrem strahlenden Lächeln zu verwöhnen, war die Welt für Luigi wunderschön und… dunkelbunt.

Ende

Paul von der SdS Hamburg