In den europäischen Sagen haben die mythischen Gestalten der Anderswelt im Wald versteckten Kontakt mit den Menschen
Salige

In Kärntner Sagen3)  spielen salige Frauen 4)eine große Rolle (im Süden von Österreich), und ihre Erscheinung und ihre Handlungsweise haben große Ähnlichkeit mit dem irischen "wee folk", den irischen "fairies"5). Ich, Brigitte Prem, traf auf die Ähnlichkeiten der Kärntner Saligen mit den irischen Fairies auf meinen Reisen. Die Kärntner Saligen sind allerdings groß und schön. Sie leben im Wald. Die eher seltenen Männer treiben oft in verschiedenen Gestalten Schabernak an Wegkreuzungen, aber die Frauen sind gütig und großzügig. Sie helfen Bäuerinnen bei der Ernte und geben "unendliche Geschenke" wie die ladinischen Anguana auf dieser Jimdo-Seite. Wenn sie gekränkt werden, machen sie ihre Geschenke rückgängig oder rächen sich sogar. Sie sind sehr scheu. Salige Frauen leben in den Bergen der Alpen in Höhlen und Wäldern in Gruppen zusammen. Sie unterstützen die Menschen bei ihrem beschwerlichen Alltag.6) Ein gutes Beispiel ist beiliegende Sage:

Die Saligen Frauen vom Rosental

Es ist schon lange her, da lebten im Rosental die Saligen Frauen. Sie waren groß wie Riesinnen und gutmütig und klug. Wann immer ein Mensch in Not war, halfen sie, keine/r bat sie vergeblich um Rat.

Trotzdem hatten sie Scheu vor den Menschen und zeigten sich nur selten. Ihre Wohnungen waren Felshöhlen, wo sie in steinernen Mulden schliefen. Von Zeit zu Zeit kame es vor, dass es einer von ihnen nicht mehr gefiel, immer auf dem harten Stein zu ruhen. Dann ging sie zu einem Bäurinnenhaus und legte sich dort ins weiche Federbett.

Damals lebte bei St. Egyden an der Drau eine arme Bäurin. Sie stand auf, bevor die Sonne aufging und rackerte und plagte sich den ganzen Tag bis spät in die Nacht hinein. Trotzdem hatte sie kaum genug zum leben.

Einmal, als sie zu MIttag müde vom Kartoffelacker heimkehrte, schlief in ihrem Bett eine Salige Frau. Die Bäurin trat leise näher. Die Salige war wunderschön anzusehen: Ihre Zöpfe glänzten wie Gold und waren so lang, dass sie auf den Stubenboden herunterhingen.

Der Bäurin tat es leid um das schöne Haar, sie bückte sich, hob die Zöpfe auf und legte sie vorsichtig aufs Bett. Davon erwachte die Salige. Als sie sah, was die Bäurin tat, lächelte sie und stieg aus dem Bett. Sie zupfte sich ein goldenes Haar aus und reichte es der Bäurin.

"Wickle das Haar um den Spinnrocken", sagte sie, "dann wird in deinem Haus das Leinen nie mehr ausgehen. Nur darfst du niemals die Geduld verlieren. "

Als die Salige fortgegangen war, wickelte die Bäurin das Haar um den Spinnrocken und setzte sich ans Spinnrad. Sie spann und spann und der Faden nahm kein Ende.

Das Leinen aber, das sie aus dem Saligenhaar webte, war das schönste im ganzen Land und die Bäurin brauchte nie wieder mehr Not zu leiden.1)

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1)http://members.chello.at/~frauensagen/salige.html      (14.1.13)

2) http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/kaernten/graber/sagen_kaernten_graber.htm        (30.1.13)

3) http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/kaernten/graber/sagen_kaernten_graber.htm               (30.1.13)

4) http://de.wikipedia.org/wiki/Salige_Frau     (30.1.13)

5) http://en.wikipedia.org/wiki/Fairy    (30.1.13)

http://www.grin.com/en/e-book/203245/the-wee-folk-an-examination-of-the-fairy-and-mythological-culture-of         (30.1.13)   

6) Hammermüller, Peter: Verlag Carl Überreiter "Die saligen Frauen" In: Hammermüller, Peter: "Sagenhaftes Österreich" Verlag Carl Ueberreuter Wien 2012. Seite 6

Europäische erzählkultur Salige und Vilen
Europäische Erzählkultur: Kärntner Salige

Die saligen Frauen1)

Lange bevor unser Land besiedelt wurde, lange bevor die ersten Orte entstanden, hausten in Höhlen und Felsen der Alpen schon die wilden Frauen, auch die Saligen genannt. Sie waren ungebundene, freiheitsliebende Wesen, hilfsbereit und freundlich - solange man sich nicht nach ihrem Namen oder ihrer Herkunft erkundigte. Den Bauern standen sie mit Rat und Tat zur Seite, und ihre Anweisungen sollte man unbedingt befolgen, wollte man die nächste Ernte gut und ausgiebig wissen. Die wilden Frauen nahmen keinen Lohn für ihre Hilfe an, von Zeit zu Zeit forderten sie aber selbst eine Gabe. Sie waren auch den angenehmen seiten des Lebens nicht abgeneigt und suchten sich auch manchmal einen Bauern aus, um eine Nacht in männlicher Gesellschaft zu verbringen. Der Bauer Janiggl im Gurktal hatte seinen Hof nahe zerklüfteter Felswände, die schon seit geraumer Zeit einige wilde Frauen beherbergten. Sie lebten friedlich miteinander, die Saligen unterstützten den Bauern und seine Frau bei der Feldarbeit. Eine der wilden Frauen hatte ein Auge auf den rüstigen Janiggl geworfen, und als dessen Frau auf den Markt fuhr, legte sie sich zum Bauern ins Lager.

 

Die saligen Frauen im Gailtal


Im Gailtale, nicht allzu weit unterhalb Kötschach, sollen die „guten Leutlein“ einst mehrere Tage hindurch einem Bauer beim Roggenschnitt geholfen haben, da er nicht genug Schnitter aufbringen konnte. Allabendlich stellte die Bäuerin einen Laib Brot und einen mit Käse und Fleisch gefüllten Stotzen (Holzkübel) vors Fenster, um sich der weiteren Hilfe der „guten Leutlein“ zu versichern.

Der Sohn des Hauses, ein schmucker, aber etwas neugieriger Bursche, schlich einmal nachts heimlich aufs Feld hinaus, um die „guten Leutlein“ kennenzulernen und bei ihrer Arbeit zu beobachten oder gar zu belauschen; denn sie schnitten nur in der Nacht, bei Tage ließen sie sich nicht blicken. Aber er sah nur dunkle, vermummte Gestalten, die, ohne eine Wort zu reden, emsig schnitten, weit schneller als die fleißigsten Schnitterinnen. Die Neugierde lockte den Burschen aus seinem Verstecke zwischen dem hohen Getreide, wo er bisher unbemerkt geblieben war; ehe sie sich's versahen, war er mitten unter ihnen, erhaschte die nächstbeste der dunklen, rätselhaften Gestalten und hielt sie fest, daß sie ihm nicht entwischen konnte. Als er ihr aber ins Antlitz schaute, sah er, daß es ein bildschönes Mädchen war.

Die anderen flohen bestürzt bei seinem Anblicke, die schöne Gefangene aber wehrte sich verzweifelt in seinen Armen und flehte unter Tränen, sie wieder freizugeben. Aber dazu verspürte der kecke Störenfried, dem ihre Schönheit auf den ersten Blick das Herz in Flammen gesetzt hatte, wenig Lust. Mit heißen Liebesworten beschwor er sie vielmehr, die Seine zu werden.

Das Mägdlein tat auch nicht länger spröde und sagte zu, aber unter der Bedingung, daß er sie nie mit der rechten Hand berühre. Hoch und teuer versprach er, ihr Gebot heilig zu halten für immer und ewig und führte sie heim als junge Bäuerin des väterlichen Hofes. In ungetrübtem Glücke vergingen die ersten Jahre, muntere Kinderstimmen erschollen im Hause. Da kam es, das unselige Verhängnis, das grausam mit einem Schlage ihr häusliches Glück zerstörte.

Unversehens übertrat einst der junge Bauer das Gebot seines Weibes. Da wurde sie traurig und sagte, nun müsse sie fortgehen. Da half kein Bitten des bestürzten Mannes, der darüber schier verzweifelte, daß er ein kleines Versehen so schwer büßen sollte. Zu derselben Stunde schnürte sie ihr Ränzlein und sagte ihm Lebewohl für immer. Aber ihre Mutterliebe ließ sie der Stätte ihres einstigen Glückes nicht gänzlich ferne bleiben. Heimlich wachte sie über ihre Lieblinge und des Nachts, wenn alles schlief, kam sie bei verschlossenen Türen und Fenstern und wusch und kämmte die Kleinen, die am nächsten Morgen die Spuren der fürsorglichen Mutterhand an sich zeigten, ohne von dem nächtlichen Besuche etwas wahrgenommen zu haben. Später aber kam sie immer seltener und blieb endlich ganz aus.

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1) Hammermüller, Peter: Verlag Carl Überreiter "Die saligen Frauen" In: Hammermüller, Peter: "Sagenhaftes Österreich" Verlag Carl Ueberreuter Wien 2012. Seite 16.

Salige in der europäischen Sage
Waldmenschen im europäischen Mythos

Die Saligen Frauen von Reinegg

Rechts am Wege zwischen Klein-St. Veit und Brückl, wo heute das Bauerngehöft „Reinegger" steht, wohnten vor vielen Jahren in dem Gemäuer auch Salige Frauen (žalik žene), eigentlich die Seelen von Verstorbenen, welche wegen begangener Missetaten nach ihrem Tode in diese verlassene Burg gebannt worden waren. Mancher Vorübergehende hörte sie klagen und weinen oder traurige Lieder singen. Aber nur selten war es einem Menschen beschieden, einer der Jungfrauen ansichtig zu werden.

Vor etwa hundert Jahren schritt die damalige Besitzerin des Reinegger-Hofes spät abends bei Mondschein in den Stall, um, wie es ihr Brauch war, nachzusehen, ob die Tiere gehörig versorgt seien. Da erblickte sie hinter dem Stallgebäude plötzlich eine schöne weißgekleidete Frau. Hoheitsvoll war ihre Gestalt, aber ihr Antlitz druckte unbeschreibliche Trauer und stillen Kummer aus. Vor Furcht blieb die Reineggerin stehen und getraute sich weder sich zu regen noch um Hilfe zu rufen. „Fürchte dich nicht“, sprach freundlich die Erscheinung, „es geschieht dir kein Leid. Dir ist es beschieden, mich und meine Schwestern zu befreien, darum bitt’ ich dich tausendmal, geh' mit mir hinauf in die verfallene Burg und sei dort Taufpatin eines neugeborenen Kindes.“

„Ich kann nicht“, erwiderte die Reineggerin, „mir zittert vor Angst das Herz.“ Nun fing die schöne Frau an bitterlich zu weinen, fiel vor der Bäuerin auf die Knie und flehte: „Fürchte dich nicht, es kann dir nichts geschehen. Wenn du dich meiner und meiner Genossinnen erbarmst, so wirst du dich ungemein glücklich machen. Nur etwas könnte dich beim ersten Anblicke erschrecken: es wird dir nämlich eine riesige Schlange begegnen, aber harmlos an dir vorübergleiten. Sie tragt einen Schlüsselbund im Rachen. Kommt das Tier dir nahe, so fasse Mut und entreiße ihm die Schlüssel. Erst wenn du diese in Händen hast, gehen wir zur Taufe und du an dein glückbringendes Geschäft.“ Lange zögerte die Furchtsame mit der Antwort, da aber die Jungfrau nicht aufhörte zu flehen, sprach sie endlich: „Ich will vorerst meinen Mann fragen.“ „Kein Mensch darf etwas erfahren, sonst ist alles wieder verloren“, fiel die Weiße bittend ein. Wieder folgte langes Schweigen, das die Reineggerin endlich löste, indem sie sich zu dem Wagnisse bereit erklärte. Freudig erhob sich die Jungfrau und führte die zitternde Frau den Berg hinan, bis sie zu einer Waldwiese gelangten. Dort verließ sie ihre Retterin und gab ihr noch folgendes zu beherzigen: „Ich muß dich jetzt verlassen, aber leg alle Furcht ab, wenn sich die Schlange mit den Schlüsseln im Grase an dir vorbei windet, und nimm ihr den Bund ab. Laß aber ja kein Wörtlein laut werden!“ Damit verschwand die Salige.

Allein stand nun die Bäuerin im unheimlich finsteren Walde und blickte zwischen den Bäumen auf die mondbeschienene, ihr gut bekannte Waldwiese hinaus. In stiller Angst dahinschreitend, flüsterte sie: „Es sei in Gottes Namen!“ und trat ins Freie. Aber o weh! eine furchtbare Schlange, dicker als ein Baumstamm, wälzte sich vom jenseitigen Felsen herab. Schrecklich glänzte ihr schuppiger Leib im Mondscheine. Langsam näherte sich das Ungeheuer, und schon hörte die Reineggerin das Schellen der Schlüssel. Wie versteinert blieb sie stehen und sah nun auch die großen grünen Ohren der Schlange, die im nächsten Augenblicke so nahe war, daß die Bäuerin hätte nach dem Schlüsselbunde langen können. Aber sie rührte sich nicht vom Platze, sondern schrie, von furchtbarer Angst erfaßt: „Alle guten Geister loben Gott den Herrn.“ Indessen war das Tier vorbeigeglitten, und sie hörte hinter sich ein lautes Krachen und blickte zurück. Da sah sie, wie sich die Schlange an einem Baum emporwand und ihn mit fürchterlichen Schlägen ihres Schwanzes zu entwurzeln versuchte. Dann herrschte wieder tiefste Stille, der Mondschein erhellte den finsteren Wald und malte gespenstige Schatten an dem zerklüfteten Felsen, worauf die verfallene Burg stand. Aus dieser ertönte nun ein lautes Wehklagen und Weinen der trauernden Jungfrauen. Atemlos und schreckensbleich erreichte die Reineggerin ihr Heim. Seit jener Nacht sieht und hört man nichts mehr von den Saligen Frauen.

Die Sage erzählt weiter, daß die gebannten Saligen erlöst werden können, wenn eine Krähe hundert Stunden weit eine Nuß im Schnabel trägt und dann fallen läßt. Eine Frucht von dem daraus entsprossenen Bäume muß wieder von einer Krähe hundert Stunden weit getragen werden. Erst wenn aus dieser Frucht ein Baum erwächst, wird aus dessen Holze eine Wiege bereitet werden; das erste Kind, das man darein bettet, wird imstande sein, die Saligen zu erlösen, aber kein Sterblicher sonst.

 

 Die Saligen, die Salkweiber, werden auch Salaweiber genannt. Manche sagen, es waren die Bewohner der Stadt Sala, die von den Römern zerstört wurde. Sie flüchteten in die Berge. Sie soll irgendwo in Oberkärnten gelegen haben. So mancher Bauer soll bis ins 20. Jahrhundert Artefakte aus dieser Stadt gefunden haben. Der Sammler von Sagen aus Kärnten Georg Grabner schreibt darüber.

 

http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/kaernten/graber/sagen_kaernten_graber.htm

23.11.15

https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Graber

23.11.15

 

 Bild von Brigitte Prem