Herbert Strutz: Waldzauber

Herbert Strutz: Waldzauber

Am Abend ging ich durch den tiefen Wald
Und sah den Mond in schwarzen Kräutern schwimmen.
Müd über mir verschluchzten Vogelstimmen
Und Wurzeln wachten auf in Zwerggestalt.

Es rauschten Tiere durch den dunklen Dorn
Und tranken Sterne aus den goldnen Weihern.
Der Wind verfing sich in den Spinnenschleiern
Und blies der Kindheit sanftes Wunderhorn.

Smaragdne Käfer schlürften milden Wein
Aus süßen Beeren und aus blauen Glocken.
Ich stand im Dickicht still und unerschrocken
Und hörte leises Klingen im Gestein.

Die Waldfrau wob aus Silbergarn ihr Kleid
Und öffnete der Düfte reiche Lade ...
Der Mond stieß ab vom irdischen Gestade
Und trug mich fort in Traumversponnenheit.

Quellen

Strutz, Herbert: "Gesicht im Weiher" Gedichte. Verlag Ferd.Kleinmayr Klagenfurt 1952 Seite 64