Königin Medb ist eine archetypische Sagenfigur in den irischen Märchen
Königin Medb

Shakespeare: 1)

 

„Romeo und Julia“

Mercutio lobt vor dem Fest der Capulets die Königin Medb, eine archetypische Märchenfigur in der irischen Erzählkultur, die eine Sid ist, als Symbol der Leidenschaft. Obwohl Königin Medb eine Sid ist, wird sie als klein und niedlich („wee folk“) geschildert – ein Staub auf einer Blume.

 

1.Akt, 4.Szene:

ROMEO
Ich hatte diese Nacht 'nen Traum.

MERCUTIO
                                   Auch ich.

ROMEO
Was war der Eure?

MERCUTIO
                   Dass auf Träume sich
Nichts bauen lässt, dass Träume öfters lügen.

ROMEO
Sie träumen Wahres, weil sie schlafend liegen.

MERCUTIO
Nun seh ich wohl, Frau Mab hat Euch besucht.

[ROMEO
Frau Mab, wer ist sie?

MERCUTIO]
Sie ist der Feenwelt Entbinderin.
Sie kommt, nicht größer als der Edelstein
Am Zeigefinger eines Aldermanns,
Und fährt mit 'nem Gespann von Sonnenstäubchen
Den Schlafenden quer auf der Nase hin.
Die Speichen sind gemacht aus Spinnenbeinen,
Des Wagens Deck aus eines Heupferds Flügeln,
Aus feinem Spinngewebe das Geschirr,
Die Zügel aus des Mondes feuchtem Strahl;
Aus Heimchen Knochen ist der Peitsche Griff,
Die Schnur aus Fasern; eine kleine Mücke
Im grauen Mantel sitzt als Fuhrmann vorn,
Nicht halb so groß als wie ein kleines Würmchen,
Das in des Mädchens müßigem Finger nistet.
Die Kutsche ist eine hohle Haselnuss,
Vom Tischler Eichhorn oder Meister Wurm
Zurechtgemacht, die seit uralten Zeiten
Der Feen Wagner sind. In diesem Staat
Trabt sie dann Nacht für Nacht; befährt das Hirn
Verliebter, und sie träumen dann von Liebe,
Des Schranzen Knie, der schnell von Reverenzen,
Des Anwalts Finger, der von Sporteln gleich,
Der Schönen Lippen, die von Küssen träumen;
Oft plagt die böse Mab mit Bläschen diese,
Weil ihren Odem Näscherei verdarb.
Bald trabt sie über eines Hofmanns Nase,
Dann wittert er im Traum sich Ämter aus,
Bald kitzelt sie mit eines Zinshahns Federn
Des Pfarrers Nase, wenn er schlafend liegt,
Von einer bessern Pfründe träumt ihm dann;
Bald fährt sie über des Soldaten Nacken,
Der träumt sofort von Niedersäbeln, träumt
Von Breschen, Hinterhalten, Damaszenern,
Von manchem klaftertiefen Ehrentrunk;
Nun trommelts ihm ins Ohr: da fährt er auf
Und flucht in seinem Schreck ein paar Gebete
Und schläft von neuem. Eben diese Mab
Verwirrt der Pferde Mähnen in der Nacht
Und flicht in struppiges Haar die Weichselzöpfe,
Die, wiederum entwirrt, auf Unglück deuten.
Dies ist die Hexe, welche Mädchen drückt,
Die auf dem Rücken ruhen, und die sie lehrt,
Als Weiber einst die Männer zu ertragen.
Dies ist sie -

ROMEO
                Still, o still, Mercutio!
Du sprichst von einem Nichts.

MERCUTIO
                               Wohl wahr, ich rede
Von Träumen, Kindern eines müßigen Hirns,
Von nichts als eitler Phantasie erzeugt,
Die aus so dünnem Stoff als Luft besteht
Und flüchtiger wechselt als der Wind, der bald
Um die erfrorene Brust des Nordens buhlt
Und, schnell erzürnt, hinweg von dannen schnaubend,
Die Stirn zum taubeträuften Süden kehrt.

BENVOLIO
Der Wind, von dem Ihr sprecht, entführt uns selbst.
Man hat gespeist; wir kamen schon zu spät.

ROMEO
Zu früh, befürchte ich; denn mein Herz erbangt
Und ahnet ein Verhängnis, welches, noch
Verborgen in den Sternen, heute Nacht
Bei dieser Lustbarkeit den furchtbaren Zeitlauf
Beginnen und das Ziel des lästigen Lebens,
Das meine Brust verschließt, mir kürzen wird
Durch einen schnöd verwirkten frühen Tod.
Doch er, der mir zur Fahrt das Steuer lenkt,
Richte auch mein Segel! - Auf, ihr lustigen Freunde!

BENVOLIO
Rührt Trommeln!
Alle ab.

 


"König Lear

beruht auf einer uralten keltischen Sage von drei Königstöchtern, deren Vater die jüngste, die er eigentlich am liebsten hat, verstößt, weil sie es ablehnt, Lobhymnen auf ihn zu singen, und nur sagt: “Ich liebe dich wie das Salz“. Dasselbe Motiv kommt in vielen Märchen wie in den Gebrüdern Grimm vor..2) Ein Beispiel ist "Die Gänsehirtin am Brunnen".3)

Viera Tkačova erzählte mir das slowakische Märchen: "Sol nad zladko" (=Salz über Gold), das ihr Erbe verlor, weil sie ihren Vater nicht wie ihre Schwestern wie Purpur und Gold und Edelsteine liebe, sondern wie Salz. 

Folgendes Märchen ist von dem Märchen-Erzähler Ludwig Bechstein.

 

Das Unentbehrlichste

 

 Jede der Prinzessinnen sann nun darüber nach, was wohl das Unentbehrlichste sei? und als der Geburtstag da war, nahete zuerst die älteste, brachte ein feines purpurnes Gewand getragen, und sprach: »Gott der Herr läßt den Menschen nackend in die Welt treten, aber er hat ihnen das Paradies verschlossen, darum ist ihm Gewand und Kleidung unentbehrlich.«

Die zweite Tochter brachte auf einem goldenen gefüllten Becher liegend ein frisches Brot, das sie selbst gebacken und sprach: »Das Unentbehrlichste ist dem staubgeborenen Menschen Trank und Speise, denn ohne diese vermag er nicht[593] zu leben, darum schuf Gott Früchte des Feldes, Obst und Beeren und Weintrauben und lehrte die Menschen Brot und Wein zu bereiten, die heiligen Symbole seiner Liebe.«

Die jüngste Tochter brachte auf einem hölzernen Tellerchen ein Häufchen Salz dar, und sprach: »Als das Unentbehrlichste mein Vater, erachte ich das Salz und das Holz. Darum haben schon alte Völker den Bäumen göttliche Ehre erwiesen und das Salz heilig gehalten.«

Der König war über diese Gaben sehr erstaunt, und nachdenklich, und dann sprach er: »Am unentbehrlichsten ist dem Könige der Purpur, denn hat er den, so hat er alles übrige, geht er seiner verlustig, so ist er König gewesen, und ist gemein, gleich andern Menschenkindern. Darum daß du das erkannt, meine älteste geliebte Tochter, soll dich nach mir der königliche Purpur schmücken; komm an mein Herz, empfange meinen Dank und meinen Segen!«

Als der König nun seine älteste Tochter geküßt und gesegnet, sprach er zu der zweitältesten: »Essen und trinken ist nicht allerwege notwendig, mein gutes Kind, und es zieht uns allzusehr in das Gemeine herab. Es zeigt gleichsam die mittelmäßige Menge an, den großen Haufen. Gefällst du dir darin, so kann ich es nicht hindern, wie ich dir auch nicht danken kann für deine übel gewählte Gabe, doch für den guten Willen sollst du gesegnet sein.« Und der König segnete seine Tochter, aber er küßte sie nicht.

Dann wandte er sich der dritten Prinzessin zu, die bleich und zitternd stand, und ahnete, nach dem was sie gesehen und gehört, was kommen werde.

»Du hast wohl Salz auf deinem hölzernen Teller, meine Tochter«, sprach der König: »aber im Gehirn hast du keins, lebst aber doch, und folglich ist das Salz nicht unentbehrlich. Salz braucht man nicht. Du zeigst mir Bauernsinn mit deinem Salze an, nicht Königssinn, und am steifen hölzernen Wesen habe ich kein Wohlgefallen. Darum kann ich dir nicht danken und dich nicht segnen. Gehe von mir, so weit dich deine Füße tragen, gehe zu den dummen und rohen Völkern, welche anstatt den lebendigen Gott, alte Holzklötze und Baumstöcke anbeten, und das verächtliche Salz für heilig halten!« –

Da wandte sich die jüngste Königstochter weinend ab dem harten Vater und ging hinweg vom Hofe, und aus der Königsstadt, weit, weit hinweg, so weit sie ihre Füße trugen.[594]

Und kam an ein Gasthaus, und bot sich der Wirtin an, ihr zu dienen, und die Wirtin ward gerührt von ihrer Demut, Unschuld, Jugend und Schönheit, und nahm sie als eine Magd in das Haus. Und als die Königstochter sich sehr anstellig erwies in allen häuslichen Geschäften, so sagte die Wirtin: »Es ist schade um das Mädchen, wenn es nichts Ordentliches lernt, ich will ihr das Kochen lehren.« – Und da lernte die Königstochter das Kochen und begriff es sehr leicht, und kochte bald manches Gericht noch besser und noch schmackhafter, als ihre Lehrmeisterin selbst. Darob bekam das Wirtshaus vielen Zuschlag, bloß weil darin so vortrefflich gekocht wurde, und der Ruf der guten Köchin, die noch dazu so jung und so schön sei, ging durch das ganze Land.

Nun trug sich's zu, daß die älteste Prinzessin Tochter des Vaters dieser Köchin sich vermählte und eine königliche Hochzeit ausgerichtet werden sollte, da wurde man Rates, die weit berufene Köchin an den Hof zu berufen, daß sie mit ihrer Kunst dem Feste die Krone aufsetze, denn die Herren am königlichen Hofe, Marschälle, Erbschenken, Erbtruchsesse, Zeremonienmeister, Kammerherren und sonstige Exzellenzen teilten sämtlich nicht jene Ansicht, die einst ihr allergnädigster Herr, der König, ausgesprochen hatte, daß essen und trinken nicht allerweg notwendig sei, und daß es in das Gemeine herabziehe, vielmehr lobten sich alle gute Schmäuse neben feinen Weinen, und huldigten, im stillen mindestens, dem alten wahren Sprichworte:

Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen.

Das Hochzeitmahl war köstlich bereitet, auch fehlte dabei nicht das Lieblingsgericht des Königes, welches der Erbtruchseß ganz besonders bestellt hatte, und als das Mahl gehalten ward, kam eine Speise nach der andern auf den Tisch, und wurde hoch belobt.

Endlich kam auch die Leibspeise des Königes, und ward ihm zuerst dargeboten. Aber als er sie kostete, fand er sie völlig unschmackhaft, seine heiteren Mienen verfinsterten sich, und er sprach zum hinter seinem goldenen Armstuhle stehenden ersten Kämmerlinge: »Dieses Gericht ist ganz verdorben! Das ist sehr – fatal, lasse die Schüssel nicht weiter geben, und rufe mir die Köchin herein!« –

Die Köchin trat in den prachtvollen Saal, und der König redete sie unwillig an: »Du hast mir mein Lieblingsgericht[595] verdorben, meine Freude hast du mir versalzen, weil du meine Leibspeise ganz und gar nicht gesalzen hast!« –

Da fiel die Köchin dem Könige zu Füßen, und sprach demütig: »Übet Gnade Majestät, mein königlicher Herr und verzeihet mir! Wie hätt ich wagen dürfen, Euch Salz unter die Speise zu mischen? Hab ich doch vordessen aus eines hohen Königes höchsteigenem Munde die Worte vernommen: Salz braucht man nicht, Salz ist nicht unentbehrlich! Salz zeigt nur Bauernsinn an, nicht Königssinn!« –

In diesen Worten erkannte der König beschämt seine eigenen, und in der Köchin seine Tochter, und hob sie vom Boden auf, darauf sie kniete und zog sie an sein Herz. Allen Hochzeitgästen erzählte er die Mär, und ließ die jüngste Tochter wieder an seiner Seite sitzen. Und die Hochzeit wurde nun erst recht fröhlich begangen, und der König war wieder ganz glücklich in seiner Töchter Liebe.

Das Salz ist heilig.

Weitere Märchen in der Unterklappe "Mythos des König Lear".

 

1)http://gutenberg.spiegel.de/buch/2188/1 15.1.13

2) http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nig_Lear 24.4.13

3) "Die Märchen der Brüder Grimm", Kinder- und Hausmärchen. Goldmann Verlag München Nach der Originalausgabe von 1857. Seite 532

4) Viera Tkačova

5) Ludwig Bechstein: http://www.zeno.org/Literatur/M/Bechstein,+Ludwig/M%C3%A4rchen/Neues+deutsches+M%C3%A4rchenbuch/Das+Unentbehrlichste

24.8.2015

 

Europäische Erzählkultur: In der Slowakei erzählt man sich folgendes Märchen: Ein König kam unerkannt, da er sich bei einem Vergnügungsritt verirrte, zu einem Bauern, der ihn freundlich bewirtete. Er wollte ihn reichlich belohnen, der Bauer aber lehnte ab.

"Ich bin nicht reich," sagte er, "doch ich esse satt. Ich erwirtschafte drei Groschen pro Tag. Ein Groschen ist für meinen alten Vater, der mich in meiner Kindheit und Jugend ernährt hat. Ein Groschen ist für meinen Sohn, der mich einmal ernähren wird müssen. Und ein Groschen ist für mich, meine Frau und das Hausgesind. Wenn etwas übrig bleibt, so spar ich's für Notfälle."

"Wie kann es sein", überlegte der König, "dass dieser Mann mit drei Groschen pro Tag sich selbst und sein Gesinde ernähren und noch an die Zukunft denken kann, während meine Minister immer noch und noch fordern."

 

Brecht benannte seine Dreigroschenoper nach dem Märchen.


Ich weinte und und weinte und weinte, weil ich nicht genug Geld hatte, mir Schuhe zu kaufen. Da traf ich einen Mann, der keine Füße hatte.

..........................

Viera Tkačova

 

Die Weiße Frau, ein bekannter Mythos in Märchen und Sage
Weiße Frau

Fontane fasst die Sage der Weißen Frau der Hohenzollern in einem fragmentarischen Gedicht „Wangeline von Burgsdorf, oder Die weiße Frau“        zusammen:

 

Das ist die Sage: und will Gefahr
Die Hohenzollern umgarnen,
Da wird lebendig ein alter Fluch,
Die weiße Frau im Schleiertuch
Zeigt sich, um zu warnen.

Sie kommt dreimal, geht um dreimal,
Zögernder immer und trüber,
Die Wache ruft ihr Halt-Werda nicht mehr,
Sie weiß, den Gast schreckt kein Gewehr; –
            Der Schatten schreitet vorüber.

 

Die weißen Frauen haben viel Ähnlichkeit mit den Sidhe oder Saligen1), man kann sie aber streng genommen nicht zu diesen, oder zum kleinen Volk, "wee folk", rechnen.

Wie die Saligen oder die Sidhe bestimmt die weiße Frau bis heute unsere Denkweise und Gefühlswelt. So wird die weiße Frau in dem folgenden Kärntner Lied im You Tube dargestellt: http://www.youtube.com/watch?v=n8zlfJ08DKo     (2.2.13)

 

Die sagenhafte Figur des Schimmelreiter von Storm  2) hat, obwohl männlich, viel vom Mythos der Weißen Frau.3)
In der irischen Sage "Molly Malone", die sehr liebenswürdig vertont wurde, handelt es sich um eine Frau niederen Standes. Aber auch Molly Malone führt als Gespenst die Tradition ihrer Familie weiter.

-----------------------

1) http://de.wikipedia.org/wiki/Salige_Frau (2.2.13)

2) http://gutenberg.spiegel.de/buch/3488/1 8.4.13

3) http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Schimmelreiter
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3488/1

http://www.youtube.com/watch?v=3ouqhCtIh2g

 

Es könnte sein, dass die Vorstellung der "weißen Frau" ein Anklang an Frau Holle (Gebrüder Grimm) ist, in der man die germanische Anderswelt-Göttin vermutet:

Frau Holle als Ehestifterin in
Andreasberg
Drei Andreasberger Mädchen, die alle schon einen Bräutigam
hatten, gingen eines Sonntagsnachmittags in den Wald nach dem
Ort, der heute noch "Die drei Jungfern" heißt. Dort setzten sie
sich ins Moos unter jungen Tannen und schwatzten von ihrem
Schatz und von der Hochzeit. Als nun eine von ihnen zufällig
aufschaute, verstummte sie plötzlich. Die andern blickten auch
hin und bemerkten schaudernd, wie über die Tannen hinweg das
greuliche Gesicht einer Frau zum Vorschein kam; die Haare
hingen ihr lang über die Schultern und den Nacken hinab; halb
gutmütig, halb zornig glotzte sie bald das eine, bald das andere
Mädchen an. Auf einmal begann die Erscheinung zu
reden, daß es den Mädchen kalt über den Rücken lief.
"Welche von euch dreien," sagte sie, "heute nacht zwischen elf
und zwölf Uhr nach dem Hahnenklee kommt und ihn scheuert,
die soll bald ihren Bräutigam heiraten." Nach diesen Worten
löste sich das Gesicht in Dunst und Nebel auf.
Als die Mädchen sich von ihrem Schrecken erholt hatten,
wanderten sie nach Hause und verabredeten unterwegs, sie
wollten sich alle drei um halb elf Uhr oberhalb Andreasberg
treffen und tun, was Frau Holle gesagt hatte; denn sie hatten den
sehnlichen Wunsch, möglichst bald zu heiraten. Sie machten
sich denn auch zur vereinbarten Stunde mitsammen auf den
Weg.
Die Nacht war dunkel und unheimlich, es schienen weder
Mond noch Sterne, die Eulen schrien so schaurig, in der Ferne
donnerte es, man sah aber keinen Blitz. Stumm schritten die drei
Mädchen dahin; ihr Ziel war der Hahnenklee.
Als die nächtlichen Wanderer die Stelle erreichten, die man
das "Gesehr" nennt, seufzte das eine Mädchen: "Nein, ich gehe
nicht weiter!" kehrte um und trat eilends den Heimweg an. Nicht
lange danach machte es die zweite ebenso. Die dritte aber dachte: "Und wenn es mir das Leben kostet, ich gehe und tue,
was mir befohlen ist!"
Sobald sie auf dem Hahnenklee angekommen war, machte sie
sich
gleich an die Arbeit. Da stand auf einmal wieder Frau Holle
neben ihr und meinte freundlich lächelnd: "Du hast Wort
gehalten, ich halte auch Wort. Bald wird dich dein Bräutigam
zum Altar führen; die beiden andern kriegen nie einen Mann." Mit dem letzten Wort war sie auch schon wieder weg. Als das
Mädchen nach Hause ging, kam der Mond aus den Wolken
heraus und schien ihr hell auf den Heimweg
.
Das Mädchen, das auf dem Gesehr umgekehrt war, besaß
einen Bergmann zum Bräutigam. Am folgenden Tag brachte
man ihn zerschmettert nach Hause; er war im Schacht
verunglückt. Das Mädchen aber starb drei Tage danach vor
Gram und wurde an der Seite ihres Liebsten begraben. Der
Bräutigam des zweiten Mädchens hatte in den Krieg ziehen
müssen; er fiel wenige Wochen später, und
auch sie hat tatsächlich nie geheiratet. Das dritte Mädchen aber, dasmdenmHahnenklee gescheuert hatte, feierte bald Hochzeit.
A
ls die Vermählten dann an der Festtafel beisammensaßen,
erschien Frau Holle zum drittenmal; sie guckte über den Ofen
herüber und reichte dem Gast, der zunächst saß, eine silberne
Wiege für das Brautpaar. Und wie man das Geschenk genauer
besah, war es. ganz voll blanker Andreasberger Silbergroschen.
Seitdem heißt es in Andreasberg, wenn ein Mädchen
keinen Mann bekommt: Es muß den Hahnenklee scheuern. Und wo
man in den Häusern noch die alten Öfen hat, die zwei Stuben
nebeneinander heizen, daß man darüber hinwegsehen kann, sagt
man, wenn jemand überhebliche Worte spricht: "Schprich sachte, de Frau Holle horcht!"
 
 
Osterode
Am Ostersonnabend trug ein armer Leinweber ein Stück
Leinen nach Claustal, um es zu verkaufen. Da er sich dabei
verspätet hatte, blieb er dort über Nacht. Am andern Morgen in
aller Frühe machte er sich auf den Heimweg. Als die Sonne
aufging, war er schon über die Vorstadt von Osterode, die
Freiheit genannt, hinaus und näherte sich der Söse. Da erblickte
er eine weißgekleidete Jungfrau mit einem Bund Schlüssel am
Gürtel. Sie wusch sich im Fluß. Weil sie seinen Gruß so
freundlich erwiderte, faßte der We ber Mut und fragte: "Ei,
seid Ihr schon so früh aufgestanden und wäscht Euch am Flusse?"
"Ja, das tue ich an jedem Ostermorgen," antwortete sie. "Da
bleibe ich jung und schön."
Der Leinweber sah, daß sie eine schöne Lilie an der Brust trug.
Erwunderte sich sehr darüber, weil doch zur Osterzeit noch
keine Lilien blühen.
"Ihr habt wohl einen schönen, warmen Garten, daß es bei Euch
schon Lilien gibt," forschte er weiter.
"Komm nur mit," entgegnete die Jungfrau, "ich zeige ihn dir."
Sie führte den Leinweber zu den Trümmern der Burg Osterode.
Diese nahmen sich an jenem Morgen gar seltsam aus. Eine
eiserne Tür war sichtbar, die der Weber noch nie bemerkt hatte,
so oft er auch vorbeigekommen war. Davor blühten drei Lilien.
Die Jungfrau pflückte eine und schenkte sie dem Weber.
"Nimm sie mit nach Hause und verwahre sie gut," sagte, sie.
Der Weber steckte sich die Blume an den Hut. Als er aber
wiederaufschaute, waren Jungfrau und Tür verschwunden; die
alte Burgruine sah wieder aus wie sonst. Da machte sich der
Mann eilends davon.
Als er daheim die Iilie seiner Frau zeigte, meinte diese : "Das
ist keine gewöhnliche Lilie, es ist eine goldene Blüte. Du hast
die Osterjungfer gesehen."
Ja, da brauchte sich der Mann nicht mehr zu wundern, daß ihm
unterwegs der Hut so schwer geworden war. Nach der Kirche
trug er die Blume gleich zum Goldschmied. Dieser machte
große Augen, als der arme Mann das glänzende Ding auspackte.
Er sagte: "Du, die Blume ist aus dem feinsten Gold und Silber,
das es gibt. Die ganze Stadt Osterode hat nicht Geld genug, sie
dir zu bezahlen."
Die Geschichte von der wundersamen Blume wurde bald im
ganzen Orte bekannt, und auch dem Rat kam sie zu Ohren.
Dieser ließ den Leinweber vorladen, und er mußte erzählen, wie
sich alleszugetragen hatte.
"Du mußt deineBlume dem Herzog verkaufen," meinten die
Ratsherren. Sie fertigten ihm ein Schreiben aus, worin der ganze
Hergang der Begebenheit ausführlich und säuberlich
aufgezeichnet war.
Nun reiste der Leinweber ins Hoflager. Der Herzog fand den
größten Gefallen an der Blume. "Bezahlen kann ich dir die Lilie
freilich auch nicht," sprach er zum Leinweber, "aber ich will dir
und den Deinen einen jährlichen Betrag aussetzen, daß ihr für
euer ganzes Leben versorgt seid."
Die Blume wurde von der Herzogin nur an hohen Festtagen getragen. Der Herzog aber nahm zur Erinnerung drei Lilien in
sein Wappen auf; sie sind heute noch darin zu sehen.
----------------
Beide in: http://www.michaelster.ch/media/ebooks/Deutsche%20Sagen.pdf  23.1.2014
 

 

Die Frau Hulle

 

Auf dem Schellenberg zwischen Heimbuchenthal und Wintersbach stand ein Schloss und im Schlosshof ein mächtiger Lindenbaum. Der war so alt wie die Burg, und es hieß, solange er stehe und grün sei, werde auch das Schloss stehen. Wann er aber verdorre, so würde auch das Schloss verfallen, und seine Bewohner müssten ebenfalls zugrunde gehen. Der Schlossherr hatte zwei Söhne. Der jüngere hatte als Kind das Bein gebrochen, hinkte seitdem und ward deshalb der krumme Jakob genannt. Wie der Vater zum Sterben kam, übergab er dem Ältesten als dem Erstgeborenen das Schloss und noch eine große Kiste mit Geld. "Behalte den Jakob zeitlebens bei dir", ermahnte der Vater, "und sei gut zu ihm, wie man zu einem Bruder sein soll." Das versprach der ältere Bruder auch. Als er aber nach des Vaters Tod die Burg übernommen hatte, fing er sogleich an, den Bruder schlecht zu behandeln. Der durfte nicht mehr mit ihm am selben Tisch essen und nimmer im Schlosse wohnen, sondern musste im Stalle bei den Pferden schlafen und aus der Hundeschüssel essen. Eine Zeitlang ertrug dies der Jakob, dann aber verlangte er sein Erbteil und wollte fort, in der Fremde sein Glück zu versuchen. Allein der Schlossherr gab ihm nichts, er schlug ihn sogar und ließ ihn zum Schloss hinauswerfen. Traurig geht der Jakob weiter, durch den dichten Wald bergauf und bergab und kommt bis Abend ins Tal, wo jetzt die Kartause steht. Er setzt sich unter einen Baum, legt den Kopf in die Hände und weint bitterlich. Als er wieder aufstehen will, sitzt gegenüber auf einem Stein eine alte Frau, die spinnt Garn und nickt, wie sie das Rad tritt, in einem fort dazu mit dem Kopfe. Das war die Frau Hülle. Und sie
fragte, weshalb er so traurig sei. Er antwortete: "Ihr könnt mir doch nicht helfen!" und will weiter. "Du bist der krumme Jakob aus dem Schloss", sagte sie, "und ich kann und werde dir helfen, wenn du mir Vertrauen schenkst." Da ging dem Jakob das Herz auf, und er klagte der Frau Hulle sein Leid. Die Alte aber sprach: "Komm mit mir, Jakob, nach drei Jahren wollen wir wieder zu deinem Bruder gehen, vielleicht besinnt er sich bis dahin und gibt dir dein Eigentum heraus." Sie nahm ihn also mit in ihr Häuschen, da musste er ihren Rosmarinstock gießen, ihre Katze füttern und ihr Flachsfeld bebauen. Im Winter musste er Pfahlstecken schneiden für die Weinbauern und Schiffstangen für die Mainschiffer, und im Frühjahr trug er sie ins Maintal zum Verkaufe. Die Frau Hülle nahm ihren Spinnrocken in die Hand wie einen Gehstock und ihre Kötze auf den Rücken und packte ihr Garn hinein, um es auch zu verkaufen, und ging mit ihm. Wurde Jakob wegen seines steifen Beines die Last zu schwer, nahm sie ihm die Alte ab und legte das Holz mit ihren dürren Armen oben auf die Kötze, als wenn es Stroh wäre. Jakob hatte es gut bei der Frau Hülle. Sie lehrte ihn auch die Bauernarbeit, so dass er sich zuletzt besser darauf verstand als ein geborener Bauer. Nach drei Jahren sagte die Alte: "Jetzt wollen wir zu deinem Bruder gehen!" und sie nahm ihren Spinnrocken zur Hand, und der Jakob ging mit. Als sie zum Schlosse kamen, saß der Bruder im Hof unter der Linde; denn es war sehr schwül, und die Linde blühte und gab einen weiten kühlen Schatten, und die Vögel sangen in ihren Zweigen. Der Burgherr fragt nach ihrem Begehr, und die Frau Hülle nimmt das Wort für den krummen Jakob und sagt, sein Bruder sei da und wolle, was ihm gehöre. Der Schlossherr entgegnet, wenn sie nicht sogleich wieder gingen, wolle er ihr den alten wackeligen Kopf herunterreißen und dem Krummen das andere Bein audi noch entzweischlagen. Da wurde die Alte zornig, ergriff ihren Spinnrocken und stieß ihn in die Linde. Und als dieses geschehen war, flogen die Vögel auf, und der Baum fing an zu zittern von der Wurzel bis zum Gipfel, und aus dem Stamm und den Ästen floss der Saft und tropfte auf den Boden, und die Blätter wurden gelb und fielen ab, und die Frau Hülle sagte: "Oh, du Bösewicht, dir muss es ergehen wie dem Lindenbaum. Und du sollst verdorren und verschmachten und eines elenden Todes sterben." - Dann ging sie mit Jakob fort.

 

Es geschah so, wie die Frau Hülle gesagt hatte. Als der Lindenbaum abgestorben war, hielt auch das Schloss nicht mehr. Bei jedem heftigen Sturm fiel eine Mauer oder ein Turm ein, und der Regen schwemmte die Steine hinweg, so dass man's nicht mehr aufbauen konnte. Kein Mensch mochte mehr im Schlosse bleiben, und der Schlossherr hauste allein im Keller. Dort stand die Geldkiste, und von der wollte er sich nicht trennen, sondern hütete sie Tag und Nacht. Wie zuletzt nichts mehr vom Schlosse übrig war als nur der Keller und der verdorrte Lindenbaum, der vorm Keller stand, kam in einer Novembernacht ein großer Sturm und warf die morsche Linde auch um. Sie fiel gerade vor die Kellertüre und versperrte den Ausgang. Der Schlossherr konnte die Türe nicht mehr öffnen, wenn er auch noch so sehr dagegen anrannte, und er musste auf seiner Geldkiste elend verhungern.

 

Die Frau Hulle wusste das alles gar wohl, und einen Tag nach seinem Tode kam sie hin, hob den Lindenbaum hinweg, öffnete die Kiste und legte das Geld auf zwei gleiche Teile. Den einen ließ sie liegen, den anderen nahm sie mit. Und als sie aus dem Keller heraus war, stürzte der auch zusammen. Daheim gab sie dem Jakob das Geld und sagte: "Jetzt hat jeder das Seine - er und du! - wie's der Vater befohlen hat. Nimm, was dein ist, aber den Edelmann schlag dir aus dem Sinn und werde ein Bauer. So kannst du noch Glück haben. Leb wohl, mich wirst du jetzt nicht mehr sehen!" Da nahm der Jakob Abschied und baute von dem Gelde sich einen großen Bauernhof auf dem Hundsrück bei Altenbuch, nahm eine Frau und viele Knechte und Mägde und wurde ein großer Bauer. Keine Seuche kam in seinen Stall, kein Ungeziefer an seine Obstbäume und kein Hagelschlag über seine Felder. Wenn in der Erntezeit das Gesinde alle Hände voll zu tun hatte, geschah es oft, dass in der Frühe die Feldarbeit schon getan war, dass die Garben alle geschnitten und gebunden und auf Haufen gestellt waren, so dass man sie nur aufzuladen und heimzufahren brauchte. Die Leute machten große Augen, aber der Jakob wusste wohl, wer's getan hatte. Als ihm sein erster Sohn geboren wurde und er's den Nachbarn mitteilte, meinte er in seiner Freude, er müsse es doch auch der Frau Hülle sagen, und machte sich zu ihr auf den Weg. Allein er suchte sie vergeblich und fand weder das Häuschen noch das Tal, wo es gestanden, und nachdem er den ganzen Tag im Walde umhergeirrt war, befand er sich abends mit einem Male wieder vor seinem Bauernhof.

 

Die gute Frau Hulle bekam er nie mehr zu Gesicht, und er starb im gesegneten Alter von neunzig Jahren.

 

Sein Hof besteht noch heute und heißt der Hundsrückhof.

------------------

 

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 53ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Karin Dries, Februar 2005.

http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/bayern/spessart/frau_hulle.html

10.2.2014

 

In Goethes Ballade "Der Fischer" klingt schon der Naturschutzgedanke an:
Was lockst du meine Brut
mit Menschenwitz und Menschenlist
hinauf in Todesglut?

Einen ähnlichen Gedanken finden wir in "Der Alpenjäger" von Schiller. Hier handelt es sich allerdings nicht um eine Nixe, sondern um einen Berggeist.

Schacherreiter2) unterstellt, dass Goethes Ballade Männerphantasien darstellt. Dem widerspricht Goethe selbst: Goethe sagte  über seine Ballade: „Es ist in dieser Ballade bloß das Gefühl des Wassers ausgedrückt, das Anmutige, was uns im Sommer lockt, uns zu baden; weiter liegt nichts darin.“1) Ausführlich siehe Sagen der Donau-Nixen auf dieser Jimdo-Seite. 

 

Der Zusammenstoß von Denkweisen und Kulturen: Dichter der europäischen Erzählkultur haben die Idee der Wassermenschen genommen, um Konflikte mit verschiedenen Lebensweisen darzustellen, etwa

Agnes Miegel in der Ballade "Schöne Agnete".  Ausführlich siehe Sagen der Donau-Nixen auf dieser Jimdo-Seite. 

 

---------------------------

1) http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fischer 25.4.13

2)  Schacherreiter, Christian: „Das Literaturbuch“  Veritas-Verlag  Linz 2008 Seite 171ff

 

Im Mythos, in Sagen und Märchen konnten Fairies und Salige positiv an das Haus gebunden werden, indem man ihnen Essen ins Fenster legte
Menschen legten für die Wesen aus der Anderswelt Essen ins Fenster. Das sollte Glück bringen.

Von der Aufklärung beeinflusste Autoren nahmen die Idee der Fairy, der Saligen, stilistisch auf und deuteten diese in ihrem Sinn um, etwa Karl May in "Zobeljäger und Kosak"1) Karl May beschreibt das Leben in Sibirien - der Sträflinge und der freien Bauern dort und auch der dort wohnhaften Völkerschaften wie der Burjaten.

-------------------------

1) May, Karl: "Zobeljäger und Kosak", Karl May Taschenbücher im Verlag Carl Ueberreuter Wien Heidelberg 1951.Seite 156ff

http://gutenberg.spiegel.de/buch/6558/7        (21.2.13)

Den Ausdruck "wee folk" - "kleines Volk" deutet er um in "die armen Leute" und verwendet ihn für geflüchtete Sträflinge. Wie in den Märchen und Sagen für das "kleine Volk" legen die freien Menschen den "armen Leuten, den Sträflingen, Esswaren ins Fenster, damit sie überleben können. Ich zitiere:

               Der freie Bewohner schenkte diesen Menschen gerne sein Mitleid und seine Unterstützung und nannte die Verurteilten nicht anders als "arme Leute". Er durfte sie zwar nicht offen beschützen, ihnen keine auffällige Hilfe gewähren, umso mehr aber tat er es heimlich. In unzähligen Häusern gab es ein bestimmtes Fenster, das niemals durch einen Laden verschlossen wurde. Es war so eingerichtet, dass es sowohl von innen als auch von außen geöffnet werden konnte, und des Nachts brannte stets ein Lichtchen dahinter. Auf das fensterbrett setzte man Speise und Trank, auch sonstige Gegenstände, die der Flüchtling gebrauchen konnte.Er kam dann herbei geschlichen und nahm weg, was er fand. Waren am Morgen die Gaben fort, so flüserten die Bewohner des Hauses sich erfreut zu: "Die ´armen Leute` waren da; sie haben es geholt." Es kam auch vor, dass man den Bedrängten in dem kleinen Gemach, zu dem ein solches Fenster gehörte, ein Lager bereitete - besonders im Winter, wenn der Schneesturm über die Ebene heulte. Fand man nun am morgen,dass ein "Armer" da gewesen war und einmal unter Dach und Fach geschlafen hatte, so war man glücklich darüber und freute sich der guten Tat.

Der Gedanke in dem Buch von Karl May beweist, dass die Idee des "kleinen Volkes" im 19. Jahrhundert noch kulturell verankert war, wenn auch nur mehr in archetypischen Bildern.

In den Kärntner Sagen legt man Saligen Essen ins Fenster, um sie gnädig zu stimmen.

Ebenso der  Pooka im irischen Mythos, den wir auch bei Goethe, Ben Jonson, Shakespeare, Rudyard Kipling und anderen finden, bekommt Essen ins Fenster, damit er Arbeiten im Haus verrichtet und nicht boshaft wird.1)

 

Der Gedanke, dass man dem "kleinen Volk", dem "wee folk", Geschenke machen muss, um ihren Segen zu erlangen, ist sogar im 21. Jahrhundert noch präsent und wird im Buch "Borderlands" von Brian McGilloway (Verlag Dumont Köln 2010) erwähnt.

---------------

1)

http://en.wikipedia.org/wiki/Puck_%28mythology%29

30.5.13

Hinter Blüten und Zweigen verstecken sich in der europäischen Erzählkultur menschenähnliche, märchenhafte Wesen im Wald.
Zwerge im Wald

Im Haus der Natur in Salzburg wird zum Thema "Märchen und Sagen" ein Wald, bewohnt von Zwerglein, dargestellt.

In der europäischen Erzählkultur nehmen mythische Gestalten das Verhalten der Sagengestalten auf
Stilistisch übernimmt sogar der europäische Autor Franz Innerhofer aus der österreichischen Erzählkultur in dem Roman „Schöne Tage“ Elemente des Feen-Märchens, der europäischen Sage

 

Stilistisch übernimmt sogar der europäische Autor Franz Innerhofer aus der österreichischen Erzählkultur in dem Roman „Schöne Tage“1) Elemente des Feen-Märchens, der europäischen Sage:

Als alles aussichtslos erscheint, wird eine Familienhelferin namens Helga am Hof eingestellt. Sie erscheint als Wohltäterin wie die Salige, die Fairy in dem Märchen, in der Sage, die den Menschen hilft, leicht beleidigt ist und nach getaner Arbeit wieder verschwindet.Sie ist ein besonderer Mensch, denn sie wagt als erste, dem Bauern ihre Meinung zu sagen, auch wenn es Konflikte gibt. Helga beeinflusst auch alle anderen auf den Hof. Sie macht alle auf die Grundrechte jedes Menschen aufmerksam und versteht nicht, wie man Menschen so behandeln kann wie auf diesem Hof. Auch die Bäuerin macht sich Gedanken und sieht auf einmal vieles anders. So fragt sie sich zum ersten Mal, warum Holl ein Bettnässer ist und zieht in Erwägung , dass andere Ursachen als seine Unfähigkeit dafür verantwortlich sind. Helga macht Holl Mut und gibt ihm sein Selbstbewusstsein zurück. So redet er immer mehr gegen den Bauern und als moderne Maschinen am Hof angeschafft werden, ist er der Einzige, der sich wirklich gut mit diesen auskennt. Holl wird deswegen von allen anderen respektiert, sogar vom Bauern.2)

------------------------

1) Innerhofer, Franz: "Schöne Tage" dtv München 1993

2)
http://www.schreiben10.com/referate/Literatur/32/Schone-Tage---Roman-von-Franz-Innerhofer-reon.php                                    26.3.13

Gebrüder Grimm

Quellen

 

Gebrüder Grimm

https://books.google.at/books?id=7MN0DAAAQBAJ&pg=PT353&lpg=PT353&dq=%22die+kleinen+Leute%22+Gebr%C3%BCder+Grimm&source=bl&ots=nU4O6ieYIO&sig=1TRlj0bxMFQJhHgEdhm9L5oAE6M&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwif3PKyrtvQAhWBGywKHWDsD08Q6AEIIzAA#v=onepage&q=%22die%20kleinen%20Leute%22%20Gebr%C3%BCder%20Grimm&f=false

Archetypisch ist auch der Symbolgehalt, mit dem man Schuhe verbindet.

Schuhe im Mythos, in Sagen und Märchen
Schuhe haben aus dem Mythos, aus Sagen und Märchen eine bestimmte Konnotation.
Die Krähe ist der Archetyp der Leidenschaft im Mythos.
Die Krähe ist die Göttin der Leidenschaft, des Krieges und des Todes in den europäischen Sagen.

 

Die Göttin des Todes, der Trauer des Mythos, des Märchens, der irischen Sage, Morrigan, erscheint in der Gestalt der Krähe, ohne, dass der Dichter das bewusst erkannte, auch in dem Gedicht "Vereinsamt" von Nietzsche2) . Auch das Gedicht " Die Krähe"  3) des europäischen Dichters Alfons Petzold 4) zeigt deutlich die Konnotationen 6) zu Tod, Leidenschaft, Vergänglichkeit, natürlich typisch für Petzold 5) im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit und Hunger. Im Trakl Gedicht8) "Der Herbst des Einsamen" 7) ist die Konnotation mit den Attributen der Morrigan deutlich spürbar: Krähe, Einsamkeit, verlorene Leidenschaft, Tod. Einen modernen Roman über die Dohlen am Untersberg hat9) Luisa Francia10) geschrieben.

(Siehe auch Helden der Sidhe-Sagen auf dieser Jimdo-Seite)

Friedrich Nietzsche

Vereinsamt

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, -
Wohl dem, der jetzt noch - Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt entflohn?

Die Welt - ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg, Vogel, schnarr
Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! -
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schein, -
Weh dem, der keine Heimat hat!1)

 

Wenn die Krähe im Mythos durch die Sagen und Märchen nicht die düstere Konnotation vermitteln würde, hätten Nietzsche, Petzold, Trakl u.a. ihre Gedichte nicht so schreiben können. 

------------------

1) http://meister.igl.uni-freiburg.de/gedichte/nie_f03.html 29.3.13

2) http://meister.igl.uni-freiburg.de/gedichte/nie_f03.html

3) http://gedichte.xbib.de/Petzold_gedicht_Die+Kr%E4he.htm

4) http://de.wikipedia.org/wiki/Alfons_Petzold

5) http://gedichte.xbib.de/Petzold_gedicht_Die+Linde.htm

Alle 31.3. 13

6) http://de.wikipedia.org/wiki/Konnotation

31.3.13

7) http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Herbst_des_Einsamen   29.5.13

8) http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Trakl    29.5.13

9) http://franken-buecher.de/deruntersberg-buch-262.html   29.5.13

10) http://de.wikipedia.org/wiki/Luisa_Francia

29.5.13

 

Die Krähe

Besucht dich nachts die dunkle Krähe,
die täglich in dein
Fenster starrt?
Stets, wenn ich eine
Krähe sehe
denk ich an deine Gegenwart.

Die Krähe ist dein Markenzeichen.
Sie schreit. Sie scheißt aufs arme Land.
Man sagt ja, nur die Starken reichen
der Krähe ihre warme Hand.

Sei du von mir aus bei den Starken.
Ich bleibe schwach. Ich bin es gern.
Und sitze träumend bei den Barken.
Und sehe deine
Welt von fern.

© Andreas Kley, 2009
Aus der Sammlung
Am Rande

    
  
  
  

 

ÜBER DIE MORRIGAN, DIE GÖTTIN DES KRIEGES UND DER LEIDENSCHAFT IN DER EUROPÄISCHEN ERZÄHLKULTUR, SIEHE "HELDEN DER SIDHE SAGEN" AUF DIESER JIMDO-SEITE. DA FINDEN SICH AUCH MODERNE BEISPIELE.

 

Ein Mann aus Bayern spricht:

Ich komme ursprünglich aus dem Fünfseenland. Da gibt es so etwas wie die Saligen auch, nämlich die "Perchten". Sie tauchen in den Rauhnächten als Wintergeister auf. Deswegen gibt es südlich des Ammersees bis in die bayerischen Alpen immer noch die Tradition des "Perchtentreibens", wo junge Männer mit Ratschen als "wilde Weiber" verkleidet durch das Dorf ziehen. Und wie an Halloween bei den Kelten, werden Obst, Gebäck und Süßes eingefordert. Manche sagen, daß die Percht mit Frau Holle gleichzusetzen ist, die der germanischen Göttin Freya oder der keltischen Brigid entspricht...

 

Hallo Brigitte Prem,
anstelle meines Namens anbei heutzutage zitierfähige Quellen mit entsprechenden Literaturverweisen:
1. zu Fr. Holle und Frigg/Frija: https://de.wikipedia.org/wiki/Frau_Holle
s. dort "Theorien zur Herkunft"
2. zu Perchten und Frau Holle: http://www.perschten.de/pdf/perschtenbladl-08-2.pdf
3. zu Brigid und Perchta: https://de.wikipedia.org/wiki/Brigid
s. dort unter Etymologie und Mythologie Zeile 2
---------------------------------------------------------------------------

Anmerkung von Brigitte Prem: Im Salzburger Raum sind Perchten eher männliche Wesen.